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Madonna [məˈdɑːnə] (* 16. August 1958 in Bay City, Michigan als Madonna Louise Veronica Ciccone) ist eine US-amerikanische Sängerin, Schauspielerin, Tänzerin, Buchautorin und Designerin.
In ihrer über 20-jährigen Karriere wurde Madonna mit Hits wie „Like a Virgin“ (1984), „Vogue“ (1990) und „Hung Up“ (2006) zu einer kontrovers und medienwirksam inszenierten Pop-Ikone. Vor allem durch ihre Musikvideos setzte sie auch Modetrends, die weltweit Beachtung finden. Außerdem ist sie mit 275 Millionen verkauften Tonträgern (175 Mio. Alben und 100 Mio. Singles) die absatzstärkste Sängerin die es je gab.
Neben mehreren Grammys (u. a. 1998 für „Ray of Light“) erhielt sie auch den Golden Globe (1997 für ihre Darstellung in der Musicalverfilmung „Evita“). Außerdem schrieb sie auch einige Kinderbücher („Die englischen Rosen“, 2003) und ist mit einem geschätzten Vermögen von 325 Millionen US-Dollar eine der reichsten Frauen der Unterhaltungsindustrie.[1]
Madonna bei der Europapremiere von
I'm Going to Tell You a Secret in London (2005)
Familie und Privatleben [Bearbeiten]
Madonnas Großeltern väterlicherseits waren von Italien nach Amerika ausgewandert. Ihre Mutter, die Frankokanadierin Madonna Louise Fortin, starb im Alter von dreißig Jahren an Brustkrebs, als Madonna fünf Jahre alt war. Der Vater, Silvio Ciccone, ein ehemaliger Automechaniker und heute Teilhaber des Ciccone Weinguts, hatte Madonnas Mutter 1955 und später Joan Gustafson, die Haushälterin der Familie geheiratet. Madonna ist aus erster Ehe das dritte von sechs Kindern. Gustafson und Ciccone hatten zusammen zwei Kinder.
In den 1980er Jahren nahm Madonna den Namen Veronica (nach der Heiligen Veronika) als dritten Vornamen an. Gebürtig hieß sie Madonna Louise Ciccone.
Madonna war von 1985 bis 1989 mit dem Schauspieler Sean Penn verheiratet. Seit 2000 ist sie die Ehefrau des britischen Regisseurs Guy Ritchie. Kurzzeitig wechselten sie ihre Wohnsitze zwischen Los Angeles, New York und London, bis sie den Landsitz Ashcombe House in Wiltshire vor London erwarben, wo sie seit 2001 leben.
Madonna hat zwei Kinder, Tochter Lourdes Maria (* 1996) mit dem Kuba-Amerikaner Carlos Leon und Sohn Rocco John (* 2000) mit Ritchie.
Seit Oktober 2006 versucht Madonna, den 15 Monate alten David aus Malawi zu adoptieren. Da David eine Halbwaise ist, musste der Vater der Adoption zustimmen, was er mit der Begründung, es würde David in England besser gehen, auch tat. Madonna bekam das Sorgerecht vorerst für 18 Monate, was einer Richtlinie des malawischen Ministeriums für „Gender, Youth and Community Services“ entspricht. Normalerweise müssen die Adoptiveltern während dieser Pflegezeit im Land leben, Madonna hat aber die richterliche Erlaubnis erhalten, David mitzunehmen.[2] Die Adoption war in den Medien sehr umstritten. So etwa fordert der leibliche Vater des adoptierten David, Yohane Banda (32) und Christ aus Malawi, Madonna auf, David nicht beschneiden zu lassen. Madonna jedoch erwägt die Beschneidung von David. Dazu sei sie durch ihre Religionsgemeinschaft, das Kabbalah Centre, inspiriert worden.[3]
Madonna erhielt eine strenge Erziehung, die sie in katholischen Schulen und zeitweise in einer Klosterschule erlebte. Diese erzeugten einem demütigen Leben gegenüber eher Ablehnung, was ihren späteren Lebensverlauf künstlerisch beeinflusste und sie von frühester Kindheit gegen Autoritäten aufbegehren ließ. Nach dem frühen Tod ihrer Mutter kämpfte Madonna um Anerkennung ihres Vaters. Zu Gustafson hatte sie kein gutes Verhältnis.
Selbstbestätigung fand Madonna in der Schule, der Rochester Adams High School in Oakland County, Metro Detroit, vor allem bei Theateraufführungen und in der Cheerleadermannschaft, wo sie lernte, sich zu inszenieren und Aufmerksamkeit zu erregen. Madonna war eine sehr gute Schülerin. Bei einem Intelligenztest auf der High School gehörte sie zu den besten zwei Prozent mit einem IQ von 140. Nebenbei nahm sie noch Klavierstunden und Tanzunterricht und beschloss, nach der Schule Tänzerin zu werden. Madonnas Tanzlehrer Christopher Flynn war es, der Madonnas Talente erkannte und förderte. Gemeinsam besuchten sie neben Museen und dem Theater auch die Schwulendiscos in Detroit, wo sie Steve Bray kennenlernte – mit ihm produzierte sie später einige ihrer größten Hits. Diese Zeit prägte auch ihren musikalischen Stil, der sich am Europop orientierte. Flynn bestärkte sie, nach New York zu gehen und dort Karriere zu machen.
Nach der High School begann Madonna eine Gesangsausbildung an der University of Michigan, brach sie jedoch ab. Stattdessen zog sie nach New York und verließ am Times Square ein Taxi mit 30 Dollar im Gepäck. Die erste Zeit hielt sie sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser. Sie arbeitete als Kellnerin, verkaufte Donuts und machte Nacktaufnahmen (die wenige Jahre später in Millionenauflage in den Magazinen Playboy und Penthouse erschienen). Nebenbei lernte sie Schlagzeug und Gitarre spielen, und schrieb ihre ersten Lieder mit Dan Gilroy und Stephen Bray.
Nach Engagements als Tänzerin bei der „Alvin Ailey Dance Troupe“ und „Pearl Lang's Dance Company“ experimentierte Madonna als Sängerin und Schlagzeugerin in Punk- und Popbands (Emmy, Breakfast Club). Kurzzeitig hatte sie einen ersten Plattenvertrag bei Gotham Productions, doch nach einigen Demoaufnahmen und Jobs als Backgroundsängerin (u.a. für Otto von Wernherr) trennte man sich wieder. Der damalige Disco-Sänger Patrick Hernandez („Born To Be Alive“) protegierte Madonna 1979 und nahm sie mit nach Paris, um sie als Star herauszubringen. Sie begleitete ihn jedoch nur als Tänzerin zu seinen Shows und ging nach sechs Monaten wieder zurück nach New York. Dort erlangte sie in den Diskotheken Bekanntheit, als sie dort zu den Demos ihrer ersten Lieder tanzte – und nebenbei Kontakte zu Discjockeys knüpfte, die Verbindungen zur Plattenindustrie hatten. Einer dieser Discjockeys war Mark Kamins, der später Madonnas erste Single Everybody produzierte. Kamins stellte Madonna dem Geschäftsführer von Sire Records, Seymour Stein vor. Der war begeistert von Madonnas Demobändern (u. a. „Everybody“, „Ain't No Big Deal“, „Burning Up“), und so bekam sie 1982 ihren ersten Plattenvertrag. Die Single „Everybody“ wurde ein Achtungserfolg in den Clubs und verkaufte sich 250.000 mal. 1983 erschien Madonnas Debutalbum „Madonna“. Mit der vierten Single „Holiday“ schaffte sie den Durchbruch in die Top Ten der Charts. Neben zahlreichen TV-Auftritten in den USA, Europa und Japan drehte Madonna den Film „Vision Quest“ unter der Regie von Harold Becker. Sie hatte nur zwei kurze Auftritte als Nachtclubsängerin, doch ein Jahr später wurde der Film zu einem Hit – vor allem durch Madonnas Singles „Crazy For You“ und „Gambler“.
Nachdem das zweite Album, dank Madonnas häufiger Auftritte in TV-Shows und häufiger Ausstrahlung ihrer Videos auf MTV, millionenfach verkaufte, suchte sich Madonna einen neuen Produzenten: Nile Rodgers, der schon Michael Jackson, Duran Duran und David Bowie produziert hatte. Madonnas Musik wurde nun rockiger, behielt aber ihre eingängigen poppigen Melodien. Das Album „Like a Virgin“ bedeutete ihren internationalen Durchbruch.
Ihren Hit „Like a Virgin“ präsentierte Madonna in einem Hochzeitskleid bei der ersten Verleihung der MTV Video Music Awards im September 1984. Amerikanische Elternverbände und konservative Medienwächter zeigten sich schockiert – das junge Publikum war begeistert. Von nun an wurden alle Trends von Madonnas Fans kopiert. Kruzifixe, bauchfreie Tops und Lederarmbänder waren der Anfang. Madonna begann zu jedem Album einen neuen „Look“ zu entwickeln – den sie sich häufig von den klassischen Hollywood-Stars entlieh. Mit dem folgenden Video zu „Material Girl“ kopierte sie ihr Vorbild Marilyn Monroe. Beim Videodreh in Los Angeles lernte Madonna am Set den US-Schauspieler Sean Penn kennen und lieben. Im Frühjahr 1985 war Madonna erstmals auf großer Konzerttournee durch die USA und Kanada. Die „Virgin Tour“ war überall restlos ausverkauft.
Ihre Singles führten die Charts rund um die Welt an und ihr erster von Susan Seidelman gedrehter Kinofilm „Susan … verzweifelt gesucht“ wurde ein Hit bei Kritikern und beim Publikum. Ebenso konnte sie ihre Popularität durch einen Auftritt beim „Live Aid“-Konzert mehren;– Madonna überraschte in einem hochgeschlossenen weiten Hosenanzug: Kurz zuvor waren nämlich ihre alten Aktbildaufnahmen aus ihrer New Yorker Zeit vor ihrem Durchbruch in einschlägigen Herrenmagazinen erschienen. Am 16. August 1985 heiratete Madonna an ihrem 27. Geburtstag schließlich Sean Penn in einer sehr medienwirksamen Hochzeitsfeier auf Mailbu Beach in Los Angeles.
Vom „Rausch des Verliebtseins“ kündete das 1986 erschienene Album „True Blue“ – gewidmet ihrem Mann, dem „coolsten Mann des Universums“. Das Album, auf dem Madonna alle Titel mitschrieb, wurde ein kommerzieller Erfolg. „True Blue“ wurde Nr. 1 in 28 Ländern und konnte über 20 Millionen mal verkauft werden. Die Lieder „Live To Tell“, „Papa Don't Preach“ und „Open Your Heart“ kletterten auf Platz 1 der Billboard Single Charts und „La Isla Bonita“ wurde ihre erste Nummer eins im deutschsprachigen Raum. Das Coverfoto von Herb Ritts machte sie zu einer Ikone der 1980er Jahre.
Durch ihre häufigen Stilwechsel und ihr Gespür dafür, neue Trends zu setzen, war Madonna von nun an von den Titeln der Zeitschriften nicht mehr wegzudenken. Ihr Bild bedeutete Auflagensteigerung. Madonna ließ sich in Lagerfeld, Lacroix oder Chanel fotografieren und etablierte sich als Sexsymbol.
Im Juni 1987 startete Madonna die „Who's That Girl World Tour“. Madonnas erste Welttournee zementierte endgültig ihren Status als erfolgreichste Popsängerin der 80er Jahre. Die Tour startete in Japan, wurde in den USA und Kanada fortgesetzt und kam im August 1987 nach Europa. Erstmals trat sie auch in Deutschland auf. 60.000 Fans kamen am 22. August 1987 ins Frankfurter Waldstadion, um Madonna zu sehen. Das Wembley-Stadion in London war dreimal hintereinander ausverkauft, und auch in Frankreich grasierte das Madonna-Fieber. Bei ihrem Pariser Konzert am 29. August jubelten Madonna 120.000 Fans zu. Die Show in Turin wurde am 4. September 1987 live per Satellit im Fernsehen übertragen.
Madonnas Alben und Singles verkauften sich in aller Welt millionenfach, aber ihre Hollywood-Karriere kam nicht in Gang: Die Filme „Shanghai Surprise“(1986) und „Who's That Girl“ (1987) waren kommerziell erfolglos und wurden gewaltige Flops. Die Ehe mit Penn geriet in eine Krise. Das schlechte Verhältnis zu ihrem Vater und das Scheitern ihrer Ehe kompensierte Madonna in verstärkter Arbeit – und zahllosen Affären, die Schlagzeilen machten.
Im November 1987 veröffentliche Madonna erstmals ein Remix-Album mit dem Titel „You Can Dance“. Damit verabschiedete sich Madonna erstmals eine Weile vom Musikgeschäft, denn 1988 wurde ein eher ruhiges Jahr für Madonna. Sie drehte einen weiteren Film „Bloodhounds Of Broadway“ und war am Broadway in dem ausverkauften Theaterstück „Speed the Plow“ von Mai bis September 1988 zu sehen. Danach bereitete sie ihr neues Album vor: „Like a Prayer“. Das Album verarbeitete ihre gescheiterte Ehe, das komplizierte Verhältnis zu ihrer Familie – und nicht zuletzt ihr gespaltenes Verhältnis zur katholischen Kirche. Das Titellied wurde 2004 von den amerikanischen und deutschen Redaktionen der Musikzeitschrift „Rolling Stone“ zu einem der 100 besten Lieder aller Zeiten gewählt.
1989 wurde ihre Ehe mit Sean Penn geschieden und Madonna sorgte mit neuen Hits für Furore. Das kontroverse Musikvideo zu „Like a Prayer“ wurde im März 1989 veröffentlicht. Darin thematisierte Madonna u. a. Rassismus, indem sie vor brennenden Kreuzen (Symbol des Ku Klux Klan) tanzte und einen „schwarzen Jesus“ küsste. Pepsi stoppte daraufhin eine Werbekampagne mit ihr (die Gage in Höhe von 5 Millionen US-Dollar durfte Madonna behalten) und auch der Vatikan zeigte sich entrüstet. Ein weiteres Video sorgte für weltweites Aufsehen. In „Express Yourself“ ließ sich Madonna von Fritz Langs Film Metropolis inspirieren, zeigte sich in Strapsen und tanzend im Männeranzug und lag nackt mit schweren Eisenketten im Bett. Die Single-Auskopplung „Cherish“ etablierte sich erneut in den US Top 5, womit Madonna nun 16 US-Top 5 Singles in ununterbrochener Reihenfolge feiern konnte und zu den Beatles aufschließen konnte. MTV nannte Madonna „Artist of the Decade“.
Mit einer neuen Welttournee startete Madonna in die 1990er Jahre. Die „Blond Ambition World Tour“ startete am 14. April 1990 in Tokyo, Japan. Danach kamen zahlreiche Konzerte in den USA und Kanada, und schließlich im Sommer stand Europa auf dem Tourplan. Die „Blond Ambition“ Tour ließ Madonna endgültig zur Pop-Ikone werden. Auf der Bühne trug sie Kreationen des Pariser Mode-Designers Jean Paul Gaultier und präsentierte ihre Hits ausgesprochen provokant. Kaum eine Performance prägte Madonnas Image mehr, als ihre laszive Darbietung von „Like a Virgin“. Sie trug ein goldenes Korsett mit kegelförmigem BH, dabei simulierte sie eine Masturbation. In Kanada drohte man Madonna sogar eine Haftstrafe an, und in Italien rief der Vatikan zum Boykott von Madonnas Konzert in Rom auf. Am 5. August 1990 ging Madonnas kontroverse „Blond Ambition“ Tour in Nizza zu Ende.
Madonnas Affäre mit Warren Beatty währte 1990 so lange, bis der gemeinsame Film „Dick Tracy“ ein Erfolg geworden war. In diesem bunten Kino-Abenteuer war Madonna als „Breathless Mahoney“ zu sehen. Die Protagonistin steuerte mit dem Album „I'm Breathless“ auch den Soundtrack bei. „Vogue“, eigentlich als B-Seite der letzten „Like A Prayer“-Auskopplung „Keep It Together“ gedacht, wurde kurzfristig als eigenständige Single herausgebracht und zu einem ihrer größten Hits: Das Video des Regisseurs David Fincher machte aus Madonna eine Ikone der Schwulen. Kurz darauf gab sie eine Erklärung über schwule Freunde und Familienmitglieder ab – und brachte sich als potenzielle Bisexuelle ins Gespräch, als sie mit Sandra Bernhard und Rosie O'Donnell Küsse austauschte.
Madonnas erstes Greatest-Hits-Album „The Immaculate Collection“ wurde 1990 zum meistverkauften „Best of“ einer Sängerin und präsentierte den nächsten Skandal: Das sexuell freizügige Video zu „Justify My Love“, der ersten Single (mit ihrem damaligen Liebhaber, dem Model Tony Ward). Es wurde auf vielen Sendern verboten oder ins Nachtprogramm verbannt.
Ein weiterer Höhepunkt war die Oscar-Verleihung am 25. März 1991. An diesem Abend wurde sie von Michael Jackson begleitet und präsentierte live das Lied „Sooner Or Later“ aus dem Film „Dick Tracy“. Der Song gewann schließlich den Oscar in der Kategorie „Best Original Song“. Im Mai 1991 veröffentlichte Madonna den Dokumentarfilm „Truth or Dare“, eine Dokumenation der „Blond Ambition“ Tour vom Jahr zuvor. Um Werbung für ihrem Film zu machen, kam Madonna am 12. Mai 1991 zum Film-Festival von Cannes in Südfrankreich. In Europa kam der Film mit dem Titel „In Bed with Madonna“ in die Kinos. Ebenso wirkte Madonna in mehr oder weniger erfolgreichen Filmen wie „Eine Klasse für sich“ (1992) und „Schatten und Nebel“ (1992) mit.
Mit Madonnas Imagewandel zum Erotikstar arbeitete sie gleichzeitig an ihrer Unabhängigkeit. Sie gründete ihre eigene Produktionsfirma „Maverick“, um uneingeschränkte Freiheit über ihr Schaffen zu bekommen und auch, um Nachwuchstalente zu fördern. „Maverick“ brachte unter anderem Alben von Alanis Morissette, Me'shell NdegéOcello, Candlebox und The Prodigy heraus. Es folgten Madonnas provokantesten Jahre 1992/93. Das Album „Erotica“ ist ein Konzeptalbum zum Themenbereich Sexualität mit starker BDSM und Fetisch-Symbolik. Jedes der enthaltenen Lieder reflektiert eine andere Facette menschlicher Sexualität, zumeist unter Bezugnahme auf sexuelle Beziehungen. In seinen Texten stellt das Album den in der Popkultur weit verbreiteten regelmäßigen inhaltlichen Bezug zwischen sexuell motivierten Kontakten und romantischen Gefühlen bzw. Liebe nicht her. Als typisches Danceflooralbum ist es sehr stark durch die Hip Hop-lastigen Beats und souligen Melodien geprägt, die damals für die beiden Co-Produzenten Shep Pettibone und André Betts typisch waren. Es war das erste Album der Künstlerin, das auf dem US-Markt mit einem Jugendschutzhinweis versehen werden musste. Eine gesonderte „saubere“ Zweitausgabe enthielt das Lied „Did You Do It?“ nicht. Das Album erreichte Platz 2 der US-Charts und zog sechs Singleauskopplungen nach sich, von denen das Titellied „Erotica“ die erfolgreichste wurde. Das Lied war zugleich der Titel mit dem zweithöchsten Einstiegsplatz in der Geschichte der U.S. Hot 100 Airplay Charts. Das zum Lied gehörende Musikvideo wurde in den USA von MTV aufgrund seiner sexuellen Ausrichtung nur dreimal ausgestrahlt.
Begleitet wurde die Promotion von „Erotica“ durch den erotischen Bildband „SEX“, den Madonna am 21. Oktober 1992 veröffentliche und damit für weltweite Schlagzeilen und Kontroversen sorgte. Niemals zuvor hatte sich ein international bekannter Pop-Künstler derartig in Szene gesetzt und sich einem Millionenpublikum nackt in sexuellen Posen präsentiert. SEX kam in einer Auflage von 1,5 Millionen Exemplaren heraus, die innerhalb einer Woche ausverkauft war.
Der Erotik-Thriller „Body of Evidence“ (1993) versuchte vergeblich, den Erfolg von „Basic Instinct“ zu wiederholen. Nun auch noch Madonna nackt im Kino zu sehen, war wohl auch ihren treuesten Fans zu viel. Ihre musikalische Karriere drohte wegen der erotischen Offensive zu stagnieren. Die Single „Bad Girl“ erreichte erstmals seit 1983 nicht mehr die amerikanischen Top 20 der Billboard-Charts.
Ein großer Erfolg allerdings wurde die ausverkaufte 1993er Welttournee „The Girlie Show“, die wieder Proteste konservativer Organisationen und Politiker hervorrief – dieses Mal wegen einer angedeuteten Gruppensex-Szene. Madonna trat in ihr als peitschenschwingende Domina umgeben von Oben-Ohne-Tänzerinnen auf. In Puerto Rico verursachte Madonna einen Skandal, als sie die Flagge der Insel zwischen ihren Beinen rieb; orthodoxe Juden prostestierten gegen ihren ersten Auftritt in Israel.
Im März 1994 sorgte sie erneut für einen Skandal bei ihrem Talkshow-Auftritt bei David Letterman. Madonnas „dirty language“ und ihr eigenartiges Verhalten sorgte für Entrüstung in den US-Medien. Madonna hatte in dem Film „Blue in the Face - Alles blauer Dunst“ von Wayne Wang einen kurzen Auftritt als singendes Telegramm. Mit dem ihrem nächsten Album „Bedtime Stories“(1994) schlug Madonna allerdings wieder versöhnlichere Töne an und präsentierte sich u. a. als erstklassige Balladen-Sängerin. Das stilistisch vielfältige Album, an dessen Produktion unter anderem Babyface, Nellee Hooper, Dallas Austin und Björk beteiligt waren, wurde von den meisten Kritikern recht wohlwollend aufgenommen, und auch die Verkaufszahlen zogen langsam wieder an. Die zweite Singleauskopplung, „Take a Bow“, erreichte Platz 1 der Billboard-Charts und wurde in den USA zu einer ihrer erfolgreichsten Singles überhaupt.
Im Jahr 1995 fungierte die nun 37-jährige Madonna als Model für Gianni Versace. Der Mailänder Modeschöpfer gestaltete mit Madonna seine Mode-Kollektionen. Um ihr Publikum auf ihren nächsten wichtigen Karriereschritt vorzubereiten, brachte Madonna im Herbst 1995 ihre schönsten Balladen auf dem Album „Something to Remember“ heraus; ebenso wirkte sie in dem Episodenfilm „Four Rooms“ mit, wie auch in Spike Lees „Girl 6“.
1996 wurden Madonnas jahrelange Bemühungen um die Rolle der Evita Perón im Andrew Lloyd Webber Musical „Evita“ belohnt. Alan Parker verpflichtete sie für die Hauptrolle. Madonna begeisterte die Argentinier, als sie auf dem Balkon des Präsidentenpalastes in Buenos Aires „Don't Cry For Me Argentina“ vor Hunderten von Komparsen sang. „Evita“ wurde zu einem der erfolgreichsten Musical-Filme aller Zeiten. Das dazugehörige Album „Evita (Soundtrack)“ verkaufte sich sehr gut, und Madonna machte wieder mehr musikalisch als durch Skandale auf sich aufmerksam. „Gekrönt“ wurde dieses Comeback ein Jahr später, als sie 1997 den Golden Globe als beste Schauspielerin erhielt. Für den Academy Award (Oscar) wurde sie allerdings nicht nominiert. Trotzdem präsentierte sie dort das Lied „You Must Love Me“, der den Preis für die Komponisten/Texter Andrew Lloyd Webber und Tim Rice gewann.
Am 14. Oktober 1996 wurde Madonna erstmals Mutter, als sie ihre Tochter Lourdes Maria in Los Angeles zur Welt brachte. Vater des Kindes ist Madonnas damaliger Fintness-Trainer Carlos Leon. Ein Jahrzehnt, das für Madonna kontrovers begann, wurde nun durch ihr erstes Kind, ihre erste Musical-Rolle und einen Golden Globe als beste Schauspielerin belohnt. Auch musikalisch brach die 39-jährige Madonna zu neuen Ufern auf.
Nach der Geburt ihrer Tochter kümmerte sich Madonna um das neue Album „Ray of Light“. Um einen neuen Sound zu entwerfen engagierte Madonna den britischen Produzenten William Orbit. Als „Ray of Light“ im März 1998 veröffentlicht wurde überschlugen sich Kritiker und Fans mit begeisterten Lob. Nicht nur kommerziell konnte Madonna an alte Zeiten anknüpfen: sie erhielt im Februar 1999 vier Grammys, u. a. für das beste Pop-Album und das beste Dance-Album, nachdem sie bei den Grammy-Nominationen jahrelang ignoriert worden war – insgesamt gewann Madonna bis heute sechs Grammys. Textlich stellte Madonna die Themen Mutterschaft („Little Star“) und ihre neue Entdeckung zu fernöstlichen Religionen in den Mittelpunkt („Frozen“, „Shanti Ashtangi“, „Sky Fits Heaven“) – und löste damit den nächsten Modetrend aus. „Ray of Light“ verkaufte bis heute 17 Millionen Tonträger. Fünf Singles wurden erfolgreich ausgekoppelt.
Im September 1998 lernte Madonna bei einem Abendessen in London (Gastgeber war Madonnas Musiker-Freund Sting) den britischen Regisseur Guy Ritchie kennen und lieben. In Interviews sprach Madonna zu dieser Zeit häufig über ihr Mutterglück, gab pädagogische Erziehungsratschläge und war in vielen TV-Shows zu Gast. Außerem machte sie kein Geheimnis daraus, dass sie eine begeisterte Studentin der alt-jüdischen Kabbalah ist. Die Kosmetikfirma Max Factor gestaltete mit Madonna 1999 ihre weltweite Werbe-Kampagne.
Kommerziell nicht erfolgreich hingegen war der Film „Ein Freund zum Verlieben“. Mit diesem Film allerdings steht ein weiterer weltweiter Hit Madonnas in Verbindung, nämlich das Cover von Don McLean Klassikers „American Pie“. Mit diesem Song erreichte sie ertmals wieder den ersten Platz der deutschen Hitparade. Das elektronische Folgealbum „Music“ aus dem Jahr 2000 überzeugte mit innovativer Produktion und Undergroundsounds des französischen DJs Mirwais. Im Mittelpunkt dieser Produktion stand erstmals Madonnas gereiftere Stimme, die minimalistisch, vor allem mit Gitarre und elektronischen Beats unterlegt wurde. Album und Singles wurden zu einem großen Erfolg: Die Singles wie Videos (u. a. „Music“, „Don't Tell Me“) lösten den nächsten Mode-Trend aus: Cowboyhut, Hüfthosen und Boots. Das Album verkaufte sich 15 Millionen Mal.
Nach der Geburt ihres Sohnes Rocco am 11. August 2000 und ihrer Hochzeit mit Guy Ritchie am 22. Dezember 2000 in Dornoch/Schottland startete Madonna im Juni 2001 nach jahrelanger Bühnenabstinenz die ausverkaufte „Drowned World Tour“, die sie nach Spanien, Italien, Deutschland, Frankreich und England führte. Im Juli begann Madonnas USA-Tour. Am 14. September endete die Tour in Los Angeles. Da drei Tage zuvor die Terroranschläge vom 11. September 2001 die Welt schockiert hatten, unterbrach Madonna die Tour und rief ihr Publikum zum Gebet auf. Das zweite Greatest-Hits-Album „GHV2“ erschien im November 2001. Es bot kein neues Material und Madonna bewarb es auch nicht.
Danach kehrte Madonna im Mai 2002 nach 14 Jahren wieder auf die Theaterbühne zurück. Im Stück „Up For Grabs“ von David Williamson unter der Regie von Laurence Boswell spielte Madonna die Rolle der Kunsthändlerin Loren. „Up For Grabs“ wurde im Wyndham’s Theatre im Londoner West End aufgeführt und Madonna erhielt den Publikumspreis (Theatregoers' Choice Theatre Award).
Im Herbst 2002 erregte Madonna mit ihrem gemeinsam mit Mirwais geschriebenen Titellied zu „James Bond – Stirb an einem anderen Tag“ Aufsehen. „Die Another Day“ wurde zum meistverkauften Bond-Titellied aller Zeiten und Madonna spielte in dem Film auch eine kleine Cameorolle: die Fechtlehrerin Verity. Ebenso war Madonna in Guy Ritchies Film „Swept Away“ zu sehen, der allerdings einer der größten Flops der Filmgeschichte wurde.
2003 erschien das Album „American Life“. Das Nachfolgealbum von „Music“ brachte wenig Neues in Madonnas musikalische Welt. Zudem geriet es 2003 in den Sog von Madonnas Parteinahme gegen den US-amerikanischen Präsidenten George W. Bush. Ihr Engagement gegen den Irakkrieg löste bei den konservativen Radiostationen einen Boykott aus, der Platzierungen der folgenden ausgekoppelten Singles in den Billboard Charts verhinderte, obwohl „Die Another Day“, „American Life“ und „Hollywood“ in den Top Ten der bestverkauften Singles standen. Die Singles „Die Another Day“ und „Nothing Fails“ standen sogar auf Platz 1 der Verkaufscharts. Das Album „American Life“ blieb mit 5 Millionen verkauften Tonträgern weit hinter den Erwartungen zurück. Das Projekt „American Life“ (insbesondere Madonnas politische „Promotion“) hatte ihrer Karriere in den USA geschadet. Erstmals in ihrer Karriere arbeitete Madonna kurz darauf mit einem anderen Künstler auf einer Single: Britney Spears. Der Live-Kuss mit ihr (und Christina Aguilera) bei den MTV Awards 2003 brachte Madonna wieder ins Gespräch – und das schnell produzierte Duett mit Britney Spears „Me Against The Music“ wurde ein passabler Erfolg. Madonnas Remix-Album „Remixed & Revisited“ konnte dem Hauptalbum „American Life“ keinen neuen Schub verpassen.
Im September 2003 erschien Madonnas erstes Kinderbuch „Die Englischen Rosen“. Die New York Times und Barnes & Noble notierten das Buch auf Platz 1 der meistverkauften Bücher – und auch die vier folgenden waren so erfolgreich, dass Madonna Fortsetzungen und ein umfangreiches Merchandising (Kleidung, Geschirr, Schmuck etc.) für „Die englischen Rosen“ produzieren ließ. Die Autorin spendete ihre gesamten Gewinne aus dem Projekt an nahestehende Kinderhilfsorganisationen.
Ein großer Erfolg war die „Re-Invention World Tour 2004“. Madonna war mit dieser ausverkauften Tournee wieder in den USA, Kanada und Europa zu sehen. Die Show bot politische Aussagen, exklusive Kostüme (Karl Lagerfeld), religiöse Motive und einen kalkulierten Skandal: Madonna sang ein Lied auf einem „elektrischen Stuhl“. Im Gegensatz zu den letzten Tourneen standen dieses Mal ihre größten Hits im Mittelpunkt, darunter viele Lieder aus den 1980er Jahren. Diese Tournee war Madonnas einziges musikalisches Projekt des Jahres 2004. Ähnlich wie bei der „Blond Ambition“-Welttournee ließ sich Madonna, ihre Tänzer und alles was Rund um die Tour geschah, dokumentarisch festhalten. Die Tour-Dokumentation „I'm Going To Tell You A Secret“ feierte im Oktober 2005 in New York Premiere und ist mittlerweile als DVD erhältlich.
Weihnachten 2004 erneuerten Madonna und Ritchie ihr Ehegelübde. Die beiden tauschten bei einer Zeremonie erneut die Ringe.
2005 startete Madonna mit einer Kampagne des Modehauses Versace. Die Fotoserie von Fotograf Mario Testino ließ sich Donatella Versace 10,5 Millionen US-Dollar kosten. Zugunsten der Flutopfer des Tsunamis, der Teile Asiens im Dezember 2004 heimsuchte, trat sie mit anderen namhaften Stars bei „Tsunami Aid“ auf und sang den John-Lennon-Klassiker „Imagine“. Ein weiterer Auftritt zu einem Benefizkonzert war am 2. Juli 2005 angesagt. Madonna trat beim „Live 8“ Konzert in London auf – 20 Jahre nach dem „Live Aid“ Konzert. Bei ihrer Show präsentierte sie die Klassiker „Like a Prayer“, „Ray of Light“ und „Music“.
Am 16. August 2005 – ihrem 47. Geburtstag – stürzte Madonna vom Pferd und brach sich das Schlüsselbein, die Hand und mehrere Rippen. Trotz dieser Verletzungen drehte sie zwei Monate später das Tanzvideo zu „Hung Up“. Im November 2005 kam schließlich Madonnas lange erwartetes Album „Confessions on a Dance Floor“ auf den Markt, mit dem sie in 29 Ländern Nr.1 wurde. Diesemal war Stuart Price der führende Produzent des Albums. Mit ihrem Dance-Album kehrte die 47-jährige wieder auf die Tanzflächen der Clubs zurück und ihre Fans tanzten weltweit mit. Begleitet wurde das Album von einem Song, der im Herbst 2005 absolut den Ton angab: „Hung Up“. Für den größten Hit ihrer Karriere durfte Madonna ein Sample des ABBA Klassikers „Gimme! Gimme! Gimme! (A Man After Midnight)“ verwenden. Für die Promotion ging Madonna erstmals neue Wege, denn „Hung Up“ erschien zuerst als Handy-Klingelton zum downloaden. Als der Song kommerziell erschien stürmte „Hung Up“ in 41 Ländern auf Platz 1.
Madonna – Live 8, 2. Juli 2005
Das Album „Confessions on a Dance Floor“ wurde aufwändig beworben: Nach dem mäßigen Erfolg des letzten Albums wurde alles unternommen, um das neue zu einem größeren Erfolg werden zu lassen: Neben „Release Parties“, Anzeigenkampagnen, Werbeclips, Internetseiten und Auftritten in vielen Sendungen weltweit (u. a.: Star Academy (Frankreich), Wetten, dass..?, MTV-EMA, Ellen DeGeneres) stellte Madonna das Album auch persönlich in New York, London und Tokio vor.
„Hung Up“ verkaufte sich in den ersten drei Monaten über vier Millionen Mal. In den USA zog Madonna mit Elvis Presley gleich: Beide platzierten 36 Singles in den Top Ten der Billboard Hot 100 Charts. Am 15. Februar 2006 erhielt Madonna den Brit Award als beste internationale Künstlerin und am 12. März 2006 zwei ECHOs: als beste „Künstlerin International Rock/Pop“ und für „Hung Up“ als den „Hit des Jahres“.
Am 21. Mai 2006 startete Madonna in Los Angeles ihre Confessions Tour. Am 30. Juli 2006 eröffnete Madonna in Europa den europäischen Teil ihrer Konzerttour in Cardiff/Wales. In London fanden acht ausverkaufte Konzerte in der Wembley Arena statt. Im Rahmen der Confessions Tour kam Madonna im August für zwei ausverkaufte Konzerte nach Deutschland (20. August 2006, Düsseldorf, LTU Arena und am 22. August 2006, Hannover AWD-Arena). In Paris trat Madonna viermal auf und im September zweimal in der Amsterdam Arena. Erstmals stand Madonna auch in Prag und Moskau auf der Bühne. Tschechien und Russland waren erstmals Tourstationen auf Madonnas weltweiter Konzertreise.
Madonna präsentierte sich wieder deutlich provokanter, als bei früheren Auftritten der letzten Jahre. So finden sich erneut BDSM Anspielungen, Ponyplay und eine Kreuzigungsszene, bei der Madonna die Ballade Live To Tell auf dem Kreuz singt, im Bühnenprogramm. Besonders die singende Madonna mit Dornenkrone am Kreuz wurde weltweit von vielen Christen als gotteslästerlich wahrge